Die besten und härtesten Küstenmammutbäume (Redwoods)
Küstenmammutbäume (
Sequoia sempervirens) gibt es von vielen Bezugsquellen, sowohl als Containerpflanzen als auch in Form von Samen (siehe auch unter
Mitmachen). Dabei ist nicht ohne weiteres garantiert, dass die erworbenen Pflanzen die nächsten Winter überstehen werden. Grundsätzlich gilt der Küstenmammutbaum als nicht frosthart. Stimmt das?
Um unsere Ziele zu erreichen, untersuchen wir Küstenmammutbäume verschiedener Herkünfte, die sich bereits an diversen Standorten und bei verschiedenen Wintertemperaturen bewährt haben. Um identisches Verhalten sicherzustellen, arbeiten wir mit genetisch identischem Material, d. h. mit Klonen aus Stecklingen. Sämlinge stellen immer das Risiko dar, dass die Eigenschaften über längere Zeit unklar bleiben und es zu einem plötzlichen Versagen kommt (Erfrierung, Vertrocknung).
Es gibt drei Kriterien, die für unsere Untersuchungen bedeutend sind:
Vitalität
Küstenmammutbäume haben eine enorme Regenerationsfähigkeit, die von anderen Koniferen in keiner Weise erreicht wird. Um selektierte, geeignete Varianten in großen Mengen zu klonen, sollten die Stecklinge davon eine hohe Erfolgsrate bei der Bewurzelung zeigen, ebenso zügiges Wachstum beim Zweig- und Nadelaustrieb. Ist dies nicht gegeben, so wird die Stecklings-Vermehrung langwierig und zu teuer durch hohe Ausfallraten. Tatsächlich lassen sich große Unterschiede in der Tendenz zur Anwurzelung bei den verschiedenen Kandidaten feststellen. Die beste Zeit zur Stecklingsentnahme ist der Jahresanfang, wenn die Knospen noch ruhen und auch der Entnahmeort an der Pflanze selbst kann entscheidend sein. Ein Steckling, der nur schwer oder gar nicht anwurzelt, ist per se für unsere Zwecke ungeeignet.
Wachstum
Am schnellsten wächst der Küstenmammutbaum, wenn er jung ist. So wird in den ersten 20 Jahren eine durchschnittliche Höhe von 20 m erreicht (siehe auch
Klimaschutz durch Baumpflanzung). Soll der Baum als Klimabaum fungieren, so ist diese Wachstumsrate unser Maßstab. Bis die Stecklinge ihre Wurzeln voll ausgebildet haben, dauert es oft ein extra Jahr. Dann aber, im 2. oder 3. Jahr nach der Wurzelausbildung und entsprechend vergrößerten Töpfen, erwarten wir einen Zuwachs pro Jahr von 0,80 bis 1,50 m. Je schneller der Baum wächst, umso weniger ist das Pflanzengewebe gegen Ende des Sommers ausgereift, und die Frosthärte kann dabei zu schwach sein. Hier ist also eine Balance zwischen Wachstum und Frosthärte gesucht.
Der folgende Clip zeigt wie rasant schnellwachsende Küstenmammutbäume vorankommen. Am Standort Odenthal (Klimazone 7b) fühlen sich die Redwoods offenbar richtig wohl. Der gezeigte Sämling H-2 ist z. Z. der wachstumsstärkste im Sortiment; jedoch kann noch nicht viel zur Winterhärte gesagt werden.
Frosthärte
Der bessere Begriff wäre hier vielleicht Frostresistenz. Es ist bekannt, dass Sequoia sempervirens an kalten Standorten je nach geeigneter Sorte im Laufe der Zeit immer bessere Frostbeständigkeit entwickelt, also die Anzahl von beobachteten Erfrierungen abnimmt. Ein typisches Erscheinungsbild eines Frostschadens ist die Braunfärbung von Nadeln und Zweigen, die, wenn sie nicht vertrocknet sind, sich durchaus wieder regenerieren können. Durch diesen Anpassungsprozess scheinen Stecklinge von älteren Bäumen diese Erfahrung bereits in sich zu tragen, während Sämlinge dies erst noch "lernen" müssen. Der Küstenmammutbaum hat die Besonderheit, dass die Fotosyntheserate im Gegensatz zu anderen frostharten Koniferen auch bei Minustemperaturen nicht gestoppt wird und er weiterhin CO2 aus der Atmosphäre aufnimmt. Weil die Zellen dabei sozusagen offen bleiben, kann sich kein hoher osmotischer Druck in den Zellen und in dem umgebenden Gewebe aufbauen. Das dürfte eine der Ursachen für die Frostempfindlichkeit sein [1].
Es ist nicht nur einfach die tiefste überstandene Temperatur, sondern kritisch sind auch Sonneneinstrahlung während des Frostes, austrocknende Winde und geringe Bodenfeuchtigkeit zu bewerten; eine sorgfältige Standortauswahl ist demnach ebenso von Bedeutung. Es geht also darum, Varianten zu finden, die weitgehend robustes Verhalten gegen diese ungünstigen Einflüsse haben. Deshalb sind für unsere Arbeit die Stecklinge so wichtig, weil diese von älteren Bäumen gewonnen werden können, die schon jahrelang die klimatischen Einflüsse am Standort überstanden haben. Um sich nicht dabei im Kreis zu bewegen, ist trotzdem die Beobachtung von neuen Sämlingen interessant, besonders wenn diese von kälteangepassten Altbäumen stammen.
Für unsere Zwecke müssen die selektierten Küstenmammutbäume die genannten Kriterien in gleicher Weise erfüllen:
Vitalität
Wachstum
Frostresistenz
Weil wir an verschiedenen Orten pflanzen, gewinnen wir nach und nach Erkenntnisse über die Standorteignung der verschiedenen Klone. Es wird sicherlich noch einige Jahre dauern, bis die "besten" identifiziert werden. Unser Ausgangspunkt, als Maßstab aller Klone, sind die bewährten "Martin"-Küstenmammutbäume der Sequoiafarm in Kaldenkirchen, die man recht häufig, ja zu Hunderten, in dem Arboretum Wuppertal/Burgholz finden kann. Wir verwenden hierbei die Klone K-1 und K-2. Weitere, aussichtsreiche, verbesserte Varianten sind in Untersuchung.
[1]
Thuenen_Report 76, Seite 201 ff.